
Zwei große Themen bestimmten die Juni-Sitzung des Stadtrats: Die Kämmerei stellte die Jahresrechnung 2024 vor. Ein Antrag der SPD-Fraktion mit dem Ziel, den Bau der Kita am Wieselweg neu zu planen und damit massiv zu verzögern, fand keine Mehrheit im Rat.
Im Bericht des Bürgermeisters gab es diesmal acht Nachrichten rund um die Stadt Haar.
Im Auftrag der Wissenschaft: Vibrotrucks rollen durch Haar
Eine Nachricht von den Stadtwerken München: Im Zuge des Forschungsprojekts GIGA-M werden ab Anfang 2026 auch im Stadtgebiet Haar sogenannte 3D-seismische Messungen durchgeführt. Federführend bei GIGA-M ist die TU München. Ziel des Forschungsvorhaben ist ein zusammenhängendes Computermodell, das die Einflussbereiche von Geothermiebohrungen visualisiert. Es soll die Grundlage für optimierte Bohrungen bilden. Die Messungen finden mit Lastwagen, sogenannten Vibrotrucks, statt. Diese fahren durch die Straßen und geben Schallwellen in die Tiefe ab. Sofern Flächen befahren werden sollen, die sich in Privatbesitz befinden, werden die Eigentümer seit Juni dieses Jahres von dem Unternehmen IPS Informations & Planungsservice GmbH angeschrieben. Im Herbst planen die Stadtwerke München öffentliche Informationsveranstaltungen. Die eigentlichen Messfahrten beginnen ab Anfang 2026. Sobald das Projektteam weitere Informationen sendet, werde ich auch hier darüber berichten.
Ein Klassenzimmer mitten im Wald
Seit 23. Juni bietet die Grundschule St. Konrad wieder ihr sogenanntes Waldklassenzimmer an. Dazu finden im Wald südlich der Kindertageseinrichtung Edith-Hecht-Straße Haarer Spatzen und nördlich der Bahngleise vereinzelt Unterrichtsstunden statt. Das Umweltamt unterstützt die Aktion, unser Baumkontrolleur Jonas Gödert hat angeboten, sein Fachwissen in Themen wie Baumarten-/ Blätter erkennen, Tiere im Wald und Bäume und Holz als Nutz- und Rohstoff an die Kinder weiterzugeben.
181 Haarer unterstützen den Erhalt des Rodelhügels
Am 6. Juni hat Frau Friederike Stadler, Initiatorin der Petition „Rodelhügel in der Blumenstraße soll bleiben“ bei einem Termin im Rathaus die Namen der Unterstützer übergeben, die sich bis dato eingetragen haben. Insgesamt waren auf der Liste 671 Namen verzeichnet. Die Liste wurde daraufhin überprüft: Immerhin 181 der 671 Unterzeichnenden kommen aus Haar. Das entspricht 27 Prozent aller Unterzeichnenden, die sich teilweise auch aus weit entfernten Ländern wie Vietnam zu Wort gemeldet hatten. Ich habe Frau Stadler bei einem sehr konstruktiven Gespräch für Ihr Engagement gedankt und mit ihr vereinbart, dass, sobald es zum Thema Neues gibt, eine weitere Informationsveranstaltung geplant wird und dazu alle Anwohner eingeladen werden.
Bautechnik stellt optimierte Planung der neuen Kita am Wieselweg vor
Bleiben wir beim Thema Petitionen – am 4. Juni haben wir uns mit Florian Stöckle, Initiator der Petition „Rettet die Grünfläche am Wieselweg – Kita flächensparend bauen“ zum Informationsaustausch getroffen. Herr Stöckle hat zwar die Liste der Unterzeichner nicht übergeben, aber dafür im Zuge des Gesprächs seine grundsätzliche Kritik an dem vom Stadtrat beschlossenen Standort sowie der eingeschossigen Bauweise kundgetan.Im Zuge unserer weiteren Planungen wurde die Lage des L-förmigen Baus nochmal geprüft. Die vorherige Planung (Infos zur Abwägung der Bauformen L-Winkel / Riegel finden Sie hier) sah folgendes vor:
1. Der L-Winkel war am vorhandenen Fußweg im Norden und am Hubertusweg ausgerichtet
2. Die Außenspielfläche öffnet sich nach Süden und Westen in Richtung DINO Jugendzentrum.
Nach umfangreicher Prüfung und mehreren Vorort-Terminen haben wir uns nun entschieden, stattdessen die L-Form zu drehen. Diese hat zahlreiche naturschutzfachliche, praktische und lärmschützende Vorteile:
1. Die Winkeldrehung ist nun optimiert auf die Bestandsaußenanlagen
2. Der Erhalt der großen vorhandenen Baumgruppe bringt mehr natürlichen Schatten in der Außenspielfläche
3. Der jetzt südliche Gebäuderiegel bringt außerdem natürlichen Schatten auf die dortige Terrasse
4. Richtung Hubertusweg sind nun keine Gruppenräume ausgerichtet, was nochmal besseren Schallschutz für Anwohner bringt
5. Die Drehung in der Variante 2 ermöglicht den Erhalt von drei weiteren Bäumen gegenüber der Variante 1
6. Die Variante stellt das Optimum bezüglich des Baumerhalts darf: Bezogen auf die Baumschutzverordnung werden nur vier statt sieben Fällungen notwendig
7. Drei bis vier weitere Bäume können umgepflanzt werden, dies wird weiter geprüft
Aufstockung des Gebäudes am Bahnhofsplatz/Leibstraße kommt nicht
Die Eigentümerin des Eckgrundstücks am Bahnhofsplatz 12/Leibstraße 27 und 29 hat uns mitgeteilt, dass eine weitere Verfolgung des Vorhabens aus wirtschaftlicher Sicht nicht mehr möglich sei und sie das Verfahren daher nicht weiterverfolgen könne. Aus diesem Grund ist das Aufstellungsverfahren für den vorhabenbezogenen Bebauungsplan Nr. 33 für die Aufstockung des Gebäudes Bahnhofsplatz 12 einzustellen und das Grundstück in den Geltungsbereich des Bebauungsplans Nr. 211 aufzunehmen. Darüber wird in der Mai-Sitzung des Bauausschusses entschieden.
Brückenbauwerk B304 über die A99 wird geschützt
Die Autobahn GmbH hat uns am 18. Juni darüber informiert, dass ab dieser Woche Abfangnetze am Brückenbauwerk der B 304 über die A 99 (Anschlussstelle Haar) angebracht werden, um die Autobahn vor herabfallenden Betonstücken zu schützen. Es handelt sich laut der Autobahn GmbH um eine reine Schutzmaßnahme, bevor die Brücke 2026 vollständig erneuert wird.
E-Scooter-Verleiher Voi kommt nach Haar
Der E-Scooter-Verleiher Voi hat sich im Mai an die Verwaltung gewandt und das Interesse des Unternehmens mitgeteilt, Voi-Roller ab Mitte Juli auch in Haar anzubieten.
In Haar ist mit Lime bereits ein Anbieter aktiv, der vor rund zwei Jahren ohne Abstimmung mit der Verwaltung begonnen hatte, E-Scooter im Ortsgebiet zu vermieten. Insofern finde ich den Weg der Abstimmung vorab sehr gut. Wie sich im Gespräch am 23.06. mit Voi allerdings herausgestellt hat, hatte Voi bereits unabsichtlich damit begonnen, auf Gemarkung der Stadt Haar tätig zu werden, nämlich in Gronsdorf-Kolonie, nachdem Voi nicht bewusst war, dass es sich um ein Gebiet außerhalb der Stadt München handelt. Die Verwaltung hatte im Vorfeld zusammengestellt, wie wir uns die Zusammenarbeit mit Voi vorstellen:
1. Wichtig ist uns, um Beschwerden nachgehen zu können, dass uns Voi einen festen Ansprechpartner benennt und sicherstellt, dass verkehrsbehindernde oder gar verkehrsgefährdende E-Scooter möglichst schnell entfernt bzw. umgeparkt werden.
2. Der Rückgabeprozesses soll dahingehend gestaltet sein, dass verkehrsgefährdende Abstellungen gut erkannt und damit erst gar nicht zugelassen werden.
3. Bestimmte Gebiete müssen als Parkverbotszonen ausgewiesen werden. Um an bestimmten Punkten wie zum Beispiel an den Bahnhöfen oder am Ende des Geschäftsgebietes größere Ansammlungen von E-Scootern, die Wege und Plätze versperren, zu vermeiden, sollten bestimmte Punkte in Zukunft insofern reguliert werden, dass dort feste E-Scooter-Parkplätze eingerichtet werden und ein Parken in einem bestimmten Umkreis um diesen festen Parkplatz herum nicht zugelassen wird. Feste E-Scooter-Parkplätze könnten in Zukunft am Haarer Bahnhof (in Abstimmung mit DB InfraGo vor dem Bahnhofsgebäude geplant) sowie an der Brunnerstraße / Ecke Vockestraße (Umwandlung der hintersten beiden Parkplätze) ausgewiesen werden.
4. Um Ansammlungen am Ende des Geschäftsgebietes, beispielsweise an der Ecke Bahnhofplatz / Leibstraße oder Ladehofstraße / Salmdorfer Str. zu vermeiden, sollte das Geschäftsgebiet nicht nur auf den südlichen Bereich der Bahnlinie beschränkt werden, sondern sich auch nördlich der Bahnlinie erstrecken. Potentiale bestehen aus unserer Sicht auf der Achse Leibstraße bis zum Klinikum (Ecke Leibstraße / Vockestraße). Aber auch die Straßen Richard-Reitzner-Allee, Karl-Hackl-Straße, Neithardtstraße, Ahrntaler Platz und Annelies-Kupper-Allee sowie in Teilen der Jugendstilpark, soweit die Straßen dort Gehwege aufweisen, die breit genug sind, bieten aus unserer Sicht Potentiale.
5. Ausgenommen werden sollten auf jeden Fall die parkähnlichen Anlagen, insbesondere die Grünflächen des Sport- und Freizeitparks Eglfing, rund um den Eglfinger Weiher (Achse Marie-Luise-Fleißer-Weg) und im Jugendstilpark.
Hierzu führte Voi aus, dass die Nutzer bei der Registrierung im Vorfeld bezüglich des Abstellens explizit per Quiz sensibilisiert werden, eine Lernplattform angeboten wird, die Rückgabe nur mit Einreichung eines Fotos vom geparkten Roller möglich ist und die Nutzer für falsches Abstellen belangt werden bis hin zu einer Sperrung von Nutzern bei mehreren Verstößen. Für Haar sind anfangs ca. 150 E-Scooter der neuesten Generation vorgesehen. Voi arbeitet nach eigenen Angaben nur mit Festangestellten beziehungsweise Subunternehmern, die ebenfalls nur Festangestellte beschäftigen. Die E-Scooter sind als Teil vernetzter Mobilitätsangebote in die MVGO-App, die Mobilitäts-App der MVG integriert. Des Weiteren hat die Verwaltung der DB Intra Go eine rund 7,5 x 2,5 Meter große Abstellfläche für E-Scooter vor dem Bahnhofsgebäude vorgeschlagen. Die Markierung und die Beschilderung würde die Stadt veranlassen, sobald wir von der DB Infrago die Freigabe oder eine Gestattung erhalten.
Mitarbeiterzahl der Stadt Haar wächst
Stadtrat Gantzer hatte am 26. Mai die Stadtverwaltung um eine Auskunft zur Zahl der Stellen in der Stadt Haar im Jahr 2020 im Vergleich zu 2025 gebeten. Die Anfrage ist durchaus sinnvoll, man sollte auf die Personalentwicklung immer ein Auge haben. Im gleichen Zeitraum, 2020 bis 2025, ist die Bevölkerung in Haar um rund 3.000 Haarer gewachsen. Die Anfrage wurde schriftlich beantwortet, hier die Kernaussagen:
1. Im Bereich der Kitas inkl. Kita- und Schulküche gab es die größte Steigerung von 70 auf 162 Stellen innerhalb der fünf Jahre. Grund sind die gestiegenen Kinderzahlen, aufgrund derer wir zwei neue Einrichtungen eröffnet haben. Darüber hinaus haben wir noch eine Kita von einem freien Träger übernommen.
2. In der Stadtverwaltung und den städtischen Einrichtungen ohne Kitas kamen innerhalb von fünf Jahren 36 neue Stellen dazu, davon 16 Teilzeitstellen. Die Zahl der besetzten Stellen stieg von 148 auf 184.
3. Betrachtet man hierbei nur das Rathaus, stieg die Anzahl der besetzten Stellen von 81 auf 100: 9 Stellen in Vollzeit und 10 Teilzeitstellen.
Der folgende Tagesordnungspunkt hatte die Änderung der Gesellschaftssatzung der Maria-Stadler-Haus zum Thema. Hier beschloss der Stadtrat einstimmig die inhaltliche Angleichung zweier sich leicht widersprechender Paragraphen. Diese regeln, wer Beteiligungen eingehen oder kündigen darf. Nachdem das Maria-Stadler-Haus keine Beteiligungen hält, eine eher theoretische Angelegenheit, die dann auch schnell vom Tisch war.
Drei weitere Windräder im Höhenkirchner Forst
Ähnlich zügig lief die Diskussion um den Antrag auf vereinfachtes Verfahren zur Errichtung und dem Betrieb von drei weiteren Windenergieanlagen im Höhenkirchner Forst ab. Im Bauausschuss vom 15.05.2025 hatte der künftige Betreiber, die Bürgerwind Höhenkirchner Forst GmbH & Co. KG bereits die immissionsschutzrechtliche Genehmigung von zwei Windenergieanlagen beantragt. Damals wie auch bei dieser Sitzung kam den die Räte zu dem Ergebnis, dass durch die Entfernung zu Haar keine Interessen der Stadt betroffen sind und stimmte mit sehr großer Mehrheit zu.
Auch im folgenden Tagesordnungspunkt war sich der Stadtrat schnell einig – der am Abend einstimmig getroffene Vorratsbeschluss erlaubt den Betrieben gewerblicher Art der Stadt Haar, rechtzeitig eventuell entstandene Jahresüberschüsse so der Gewinnrücklage zuzuführen, dass keine Kapitalertragssteuer fällig wird.
Jahresrechnung 2024: Ein wenig Licht und viel Schatten
Danach stellte unsere Kämmerei, wie eingangs erwähnt, die Jahresrechnung 2024 vor. Hier zeigte sich, dass alles andere als Entwarnung gegeben werden kann, was die Finanzen der Stadt Haar angeht. Im Gegenteil, wir brauchen mehr Gewerbesteuer. Das, was in der Jahresrechnung nun nicht so schlimm aussieht, ist damit noch lange nicht gut!
Positive Ergebnisse aus dem Jahresabschluss:
1. Es kamen 6,7 Millionen Euro mehr Gewerbesteuer in die Kassen, als wir prognostiziert hatten (17,2 Millionen)
2. Der Zinserlös für Gewerbesteuernachzahlungen fielen 500.000 Euro höher aus als erwartet
3. Die beschlossenen Sparmaßnahmen und das sorgfältige Haushalten mit den Mitteln haben sich bemerkbar gemacht
4. Denn: Wir mussten nur 11,4 Millionen Euro von den Rücklagen zum Ausgleich des Haushalts verwenden statt geplant 22 Millionen Euro.
Negative Erkenntnisse aus dem Jahresabschluss:
1. Am Abwärtstrend hat sich nichts geändert, die Stadt Haar gibt mehr aus, als Sie einnimmt
2. Wir haben im Ende Juli im Stadtrat zur Diskussion stehenden Nachtragshaushalt keinerlei Spielraum für neue Projekte oder Maßnahmen
3. Die Sanierung des Verwaltungsgebäudes der Stadtwerke und der Neubau der Feuerwehrwache an der Blumenstraße stehen am Horizont und damit weitere finanzielle Belastungen, die nicht aufgeschoben werden können
An dem grundsätzlichen Plan, jetzt schnellstmöglich Flächen für die Ansiedelung von neuem Gewerbe zu schaffen, hat sich nichts geändert. Wollen wir den hohen Standard, den sich die Stadt Haar leistet, halten – mit freiwilligen Leistungen wie unserem schönen Freibad, den beiden Hallenbädern, der vhs Haar, der Nachbarschaftshilfe und der Musikschule, dann brauchen wir mehr Gewerbesteuereinnahmen in Haar. Klappt das nicht, werden unsere Rücklagen ab dem Jahr 2026 von Jahr zu Jahr dramatisch dahinschmelzen.
Kita am Wieselweg: SPD-Antrag wird abgelehnt, es geht zügig nach Plan weiter
Am Ende der Sitzung diskutierte der Stadtrat sehr engagiert über einen Antrag der SPD-Fraktion. Dieser hatte zum Ziel, zu prüfen, ob sich die geplante neue Kita am Wieselweg auch auf der hinteren Fläche (ehemaliges Baseballfeld) bauen lässt. Nachdem dies erfolgt sei, solle der Stadtrat erneut über den Standort entscheiden. Der alternative Standort würde unter anderem das lokale Mikroklima weniger beeinträchtigen, die Flächenversiegelung reduzieren und einen etablierten Erholungsraum erhalten. Der Antrag der SPD-Fraktion wurde mit 17 zu elf Stimmen abgelehnt.
Meine Meinung: „Der Stadtrat beschäftigt sich seit mehr als zwei Jahren mit dem Thema neue Kitas, wir hatten lange Zeit. Es gab seit dem ersten Gedanken an mögliche Standorte für neue Kitas zahlreiche Mehrheitsbeschlüsse, an die sich ein kommunales Gremium auch halten sollte. Im hinteren Bereich des Wieselwegs gibt es keine Erschließung, die Kosten steigen und die Neueröffnung der Einrichtung mit 124 dringend benötigten Betreuungsplätzen verzögert sich um mindestens zwei Jahre. Auch dies treibt die dann zu bezahlenden Baukosten in die Höhe. Mir ist es wichtig, dass alle Eltern in Haar einen Kindergartenplatz bekommen und wir den 2023 mit dem Kita-Aktionsplan begonnenen Weg zügig fortsetzen.“
Und so geht es weiter im Sitzungskalender: Das Dreierpaket an Sitzungen eröffnet am 15. Juli der Haupt-, Umwelt- und Werkausschuss, gefolgt vom Bauausschuss am 22. Juli und dem Stadtrat am 29. Juli. Am 13. August trifft sich der Ferienausschuss des Stadtrats. Danach ist, was Sitzungen angeht, Sommerpause bis Mitte September.