
Als erste Partei in Haar hat die CSU ihren Bürgermeisterkandidaten für die kommenden Kommunalwahlen aufgestellt: Dr. Andreas Bukowski, Erster Bürgermeister von Haar, wird für eine zweite Amtszeit kandidieren. Wir haben ihn zu den Überlegungen hinter der Kandidatur befragt.
„Haarer“: Vor 6 Jahren, als du zum ersten Mal angetreten bist, warst du der Außenseiter. Damals konnten sich noch nicht viele Haarer vorstellen, dass du nach der Wahl als neuer Bürgermeister ins Rathaus einziehen würdest. Zu kandidieren war sehr mutig. Was hat dich damals eigentlich in die Politik gebracht?
Andreas Bukowski: Wir alle schimpfen doch mal gerne auf die Politik, dass da wenig vorangeht und man als einfacher Bürger nur zuschauen könne. Aber kommunal, vor Ort, können alle, die wollen, mitmachen, sich in einer Partei engagieren und Themen setzen. Das hat mich schon immer interessiert. Als ich durch meinen Beruf nach Haar kam, war ich rasch motiviert, mich wieder politisch zu engagieren. Mit der Zeit habe ich dermaßen Feuer gefangen, dass aus diesem Engagement die Kandidatur für das Bürgermeisteramt erwachsen ist.
„Haarer“: Hat sich dein Privatleben durch deine Rolle als Bürgermeister geändert?
Bukowski: In der Tat. Bürgermeister haben keine festen Arbeitszeiten, sondern sind rund um die Uhr im Amt. Egal ob beim Einkaufen, beim Sport oder auf Veranstaltungen, für ein Schwätzchen oder für Fragen seitens meiner Mitbürger ist immer Zeit. Rein privat ist man da fast nie unterwegs. Das gehört dazu, das macht das Dasein als Bürgermeister aus. Und das ist wichtig! Ich möchte nah dran sein an allem, was unsere Stadt bewegt.
Andreas Bukowski: „Vor Ort können alle, die wollen, mitmachen, sich in einer Partei engagieren und Themen setzen.“
„Haarer“: Warum hast du dich entschlossen, wieder zu kandidieren?
Bukowski: Ein erfahrener Amtskollege hat mir nach der vergangenen Wahl gesagt, dass man die ersten sechs Jahre einer Amtszeit benötigen würde, um richtig reinzukommen. Das war sicher etwas überspitzt, aber jetzt in der Rückschau kann ich sagen, die ersten Jahre lernt man schnell und viel. Mittlerweile verfüge ich über ein großes politisches, wirtschaftliches und gesellschaftliches Netzwerk, das täglich wächst, und dass ich auch in Zukunft für unsere Stadt einsetzen kann und will.
„Haarer“: Was ist bisher in deiner Amtszeit als Bürgermeister dein persönlicher Höhepunkt?
Bukowski: Da gibt es zwei: Zum einen unsere 950-Jahr-Feierlichkeiten, die nach den Coronajahren wie ein Dornröschenkuss gewirkt haben. Wir durften einen wunderbaren Jubiläumssommer erleben, zu dem so viele Menschen beigetragen haben. Dieser Festreigen, diese Freude ist mir unvergesslich. Zum anderen ist da natürlich unsere Erhebung zur Stadt. Ein ganz besonderer Moment für unsere Gemeinde, der einen mit Stolz erfüllt und Kraft und Schwung für die Zukunft gibt.
Immer im Einsatz für Haar … 10 Minuten vor dem Interview war er in einer Sitzung, wenige Minuten nach dem Gespräch wird Andreas Bukowski auf einer Informationsveranstaltung zur Leibstraße den Haarer Bürgern Rede und Antwort stehen. Er wirkt keineswegs angestrengt – ihm macht es sichtlich Spaß, als Bürgermeister für seine Stadt da zu sein.
„Haarer“: Gab es auch so etwas wie deinen persönlichen Tiefpunkt?
Bukowski: Auch da gab es zwei: Der Beginn der Amtsperiode war überschattet von Corona. Ich hatte mir viel vorgenommen, und plötzlich war alles anders. Persönlich enttäuscht haben mich die heftigen persönlichen Angriffe aus der SPD-Fraktion gerade zu Beginn der Amtszeit. Mein Angebot, sich die Hände zu reichen, stieß auf taube Ohren. Notwendige Projekte, wie das sofortige Einrichten einer professionellen Wirtschaftsförderung, wurden durch die damaligen rot-grünen Mehrheitsverhältnisse im Rat blockiert. Mittlerweile hat sich die SPD-Fraktion gespalten, und die Zusammenarbeit im Rat ist inzwischen sehr viel konstruktiver geworden.
„Haarer“: Welche deiner Vorhaben konntest du bisher umsetzen?
Bukowski: Eines der aus meiner Sicht wichtigsten Themen war der Aufbau einer Wirtschaftsförderung. Nachdem eine diesbezügliche Stelle im Haushalt für 2021 wie gesagt abgelehnt wurde, haben wir im Rathaus begonnen, eine Wirtschaftsförderung aus der Verwaltung heraus aufzubauen. Das dauerte seine Zeit, aber mittlerweile haben wir ein schlagkräftiges Team, das trotz schwieriger Lage bereits erste Ansiedlungserfolge feiern kann. Ohne Wirtschaftsförderung hätten wir weder einen neuen Supermarkt in der Leibstraße, noch neue Mieter im Büroüberangebot in Eglfing. Zudem haben wir im Bereich der Digitalisierung ziemlich aufgeholt. Fast alles, was rechtlich an Dienstleistungen online möglich ist, bieten wir mittlerweile seitens des Rathauses an. Die Homepage wurde zukunftsfähig gemacht, und wir haben einen Digitalen Zwilling unserer Stadt geschaffen, der uns für zukünftige Planungen, beispielsweise im Bereich Verkehr oder Bau, gute Dienste leisten wird. Zur schnellen und kompakten Info für alle Bürger gibt es nun unsere Stadt App, mit der wir aktuell und zielgenau informieren können. Ich denke, wir haben trotz erschwerter Bedingungen viel anpacken und bereits einiges umsetzen können. Wen die ganze Palette interessiert, der wird auf meiner Homepage www.andreas-bukowski.de unter der Rubrik Politik schnell fündig.
„Haarer“: Was hast du in deiner ersten Amtsperiode gelernt?
Bukowski: In den vergangenen Jahren habe ich gelernt, dass Projekte im politischen Raum sehr viel mehr Zeit beanspruchen als beispielsweise in der Wirtschaft. Es braucht eine Diskussion in den Gremien, z.B. im Stadtrat, das Einbinden anderer Behörden und Organisationen und natürlich der Bürger. Oftmals kommen noch unerwartete Hindernisse hinzu. Wird ein Projekt sehr kontrovers debattiert, dann dauern Entscheidungsprozesse eben ihre Zeit.
„Haarer“: Was passiert mit den Vorhaben, die noch nicht abgeschlossen sind, wie z.B. dem Bau der Realschule?
Bukowski: Wir erleben wirtschaftlich schwierige Zeiten, die uns dazu zwingen, bei Investitionen auf Sicht zu fahren. Dennoch haben wir Jahr für Jahr Projekte ins Auge gefasst, teils große Fördersummen dafür auftreiben können und werden das auch in Zukunft tun. Die Realschule und auch andere Projekte wie die Erweiterung des Ernst-Mach-Gymnasiums, die Sanierung der Leibstraße, die neue Gestaltung der Sportanlage an der Vockestraße, der Neubau des Jugendzentrums Dino und der Bau neuer Kitas befinden sich in der Planung oder auch schon in der Umsetzung. Ich will sie fortführen und für eine weitere Stärkung der Stadt die Voraussetzungen schaffen.
„Haarer“: Du sprichst es gerade an: Der Landkreis und viele Gemeinden müssen sparen, auch in Haar ist das Budget sehr knapp. Wie willst du dieses Problem lösen?
Bukowski: Wir haben in den vergangenen Jahren gespart, ohne kaputtzusparen. Gleichzeitig habe ich eine Wirtschaftsförderung aufgebaut, deren Arbeit erste Erfolge trägt: Unsere Einnahmen steigen wieder. Für den zukünftigen Bedarf reicht das aber noch nicht. Dafür sind neue Gewerbeflächen auf dem Weg. Damit werden wir Haar widerstandsfähiger und finanzstärker machen, damit wir auch künftig nichts kaputtsparen müssen.
„Haarer“: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview (erschienen in der Ausgabe 2/2025 des „Haarer“ – hier klicken für weitere Ausgaben) führte Felix Grabmeyer.