
Die Stadt Haar steht an einem Wendepunkt. Mit der Idee, einen modernen Schulcampus bestehend aus Realschule und Fachoberschule (FOS) in einem leerstehenden Bürogebäude zu realisieren, bietet sich eine historische Chance, nicht nur die lokale Bildungslandschaft zu komplettieren, sondern auch ein kraftvolles Signal für die Zukunft zu setzen.
Es ist ein Projekt, das weit über reine Schularchitektur hinausweist – es ist eine Investition in soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit und Standortattraktivität. Denn eines ist klar: Die Bildungsrealität hat sich längst gewandelt. Spätestens seit der Rückkehr zu G9 ist das Gymnasium nicht mehr der allein übliche Weg zum Abitur. Die FOS hat sich etabliert – praxisnah, vielfältig, leistungsfähig. In Haar hat sich die FOS mit ihren Zweigen Gesundheit, Technik, Sozialwesen und Wirtschaft nicht nur einen hervorragenden Ruf erarbeitet, sondern ist mit den Jahren zu einem Magneten für Schülerinnen und Schüler aus dem ganzen Umland geworden. Viele Familien schicken mittlerweile ihr zweites oder drittes Kind dorthin – ein Vertrauensbeweis, der verpflichtet.
Hunderte Schüler werden auf andere Kommunen verteilt – oft gegen den Wunsch der Eltern
Gleichzeitig steigt der Druck auf die Realschulen. In Haar fehlt sie bislang ganz. Mehrere hundert Schüler müssen heute auf andere Kommunen verteilt werden – oft gegen den Wunsch der Eltern. In einer Stadt, der seit elf Jahren eine Realschule genehmigt ist, wirkt das fast wie ein strukturelles Versäumnis.
Die demografischen Entwicklungen machen die Dringlichkeit überdeutlich. Die Verdichtung im Münchner Umland führt zu rasant steigenden Schülerzahlen. Die bestehende FOS, derzeit untergebracht in einem Provisorium an der Hans-Pinsel-Straße, platzt schon heute aus allen Nähten, ihr Gebäude ist baulich überaltert – Wasserrohrbrüche, Dachundichtigkeiten, akute Platznot prägen den Alltag. Die Folge sind behelfsmäßige Ausweichlösungen, die nicht nur pädagogisch nachteilig sind, sondern auch teuer und ineffizient.
Hier setzt der Campus-Gedanke an: Ein gemeinsamer Bildungsort für Realschule und FOS – modern, verkehrsgünstig gelegen, mit kurzen Wegen zu Sportstätten und S-Bahn – bietet nicht nur infrastrukturelle Vorteile. Er verringert den Autoverkehr, fördert die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und schafft Synergien zwischen den Schularten. Pädagogischer Austausch, gemeinsame Projekte, frühzeitige Orientierungsmöglichkeiten – all das verbessert die Bildungschancen konkret. Studien zeigen: Die Durchfallquoten an Fachoberschulen sinken signifikant, wenn eine enge Kooperation mit Realschulen besteht.
Bildung ist wertvoll
Ein solcher Campus macht Haar zudem attraktiv für Unternehmen, das kbo und soziale Einrichtungen. 1.100 junge Menschen mit starkem beruflichen Praxisbezug – das bedeutet Praktikanten, Mitarbeitende von morgen und eine junge, lebendige Stadtgesellschaft.
Zudem sparen wir durch die Nutzung von seit Jahren nicht sinnvoll zu vermarktenden und damit leerstehenden Büroflächen eine Menge Fläche auf der grünen Wiese. Mehrere Hektar zusätzliche Versiegelung hätte der Schulcampus im Rahmen der Planungen von 2014 bedeutet. Wir handeln gemäß dem Credo „Innen- vor Außenentwicklung“ und setzen eine flächeneffiziente und im Vergleich zum Neubau kostengünstige Lösung um.
Es ist Zeit, das Provisorium zu beenden. Der Schulcampus in einem leerstehenden Bürogebäude ist nicht nur eine pragmatische Lösung – er ist eine Vision für eine Stadt, die verstanden hat, dass Bildung die wertvollste Ressource ist, die sie hat.
Mehr zum Schulcampus (Schlagwortsuche in den Artikeln auf meiner Homepage)