Kindertagesstätten sind weit mehr als nur Betreuungsorte – sie sind elementar für frühkindliche Bildung, soziale Teilhabe und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. In einer wachsenden Stadt wie Haar, die kontinuierlich neue Einwohner aufnimmt, darunter viele Familien mit Kindern, ist der Bedarf an Kitaplätzen entsprechend hoch.
Hinzu kommen zusätzliche Herausforderungen: Die Zahl der Kinder mit besonderen Förderbedarfen steigt, wodurch immer mehr Inklusionsplätze benötigt werden. Um die inklusive Betreuung optimal zu gestalten, wird mehr Personal und Raum benötigt, was die Platzkapazitäten zusätzlich beansprucht. Kinder geflüchteter Familien sollen in den Kitas integriert werden. Der Ausbau der Kita-Infrastruktur ist also kein Luxus, sondern dringend geboten – ein zentrales Anliegen für Eltern, Kinder und die gesamte Stadtgesellschaft.
Angesichts knapper Haushaltsmittel gewinnt dabei die Frage nach wirtschaftlich tragbaren und gleichzeitig zukunftsfähigen Lösungen an Bedeutung. Vor diesem Hintergrund wurde im Stadtrat intensiv über die Ausgestaltung einer neuen Kindertagesstätte am Wieselweg diskutiert – insbesondere über die Frage, ob einstöckig oder zweigeschossig gebaut werden soll.
Nach sorgfältiger Abwägung entschied sich der Stadtrat mit großer Mehrheit für eine eingeschossige Kita in serieller Holz-Hybridbauweise. Sie wird Platz für sechs Gruppen mit insgesamt 124 Kindern bieten – vom Krippen- bis ins Kindergartenalter – und könnte bereits im September 2026 eröffnet werden. Die Entscheidung fiel nicht leicht, doch die Argumente für die eingeschossige Variante sind überzeugend:
– Pädagogisch sinnvoll: Die räumliche Nähe der Gruppen erleichtert Kooperation, Zusammenarbeit und Gemeinschaft sowie die Aufsicht der Kinder. Die Essensversorgung kann unkompliziert zentral organisiert werden.
– Schnell und wirtschaftlich: Die Bauweise ist kosteneffizient, kreislauffähig und ermöglicht einen zügigen Bezug. Auf Aufzug und Treppenhaus kann verzichtet werden – das spart rund 850.000 Euro.
– Städtebaulich verträglich: Die eingeschossige L-Form fügt sich harmonisch in die bestehende Bebauung ein, ohne das Umfeld zu dominieren.
– Sicherheit und Barrierefreiheit: Ebenerdige Fluchtwege erhöhen die Sicherheit. Der barrierefreie Zugang zur Einrichtung und auch zum Garten ist gerade für Kinder mit körperlichen Einschränkungen ein wichtiges Plus. Auch für Personal, Eltern, Großeltern und sonstige Bezugspersonen der Kinder mit Mobilitätseinschränkungen ist das Betreten und der Aufenthalt in einer ebenerdigen Kindertagesstätte problemlos möglich.
Natürlich hat das eingeschossige Konzept auch Nachteile: Es beansprucht rund 400 Quadratmeter mehr Fläche – das geht zulasten der Freiflächen. Doch angesichts der vielen Vorteile wurde diese Einschränkung bewusst in Kauf genommen.
Trotz der breit getragenen Entscheidung (20:8 Stimmen) gibt es weiterhin politische Stimmen – insbesondere seitens der SPD –, die eine zweigeschossige Variante fordern. Auch eine von einem Anwohner initiierte Petition unterstützt diesen Kurs. Eine zwischenzeitlich diskutierte teure Doppelausschreibung beider Varianten wurde im Stadtrat abgelehnt.
Fest steht: Die Kita am Wieselweg soll gebaut werden. Der Weg dahin war nicht frei von Kontroversen, aber geprägt von Verantwortung und Augenmaß. Die CSU Haar bekennt sich damit klar zur frühkindlichen Bildung und stellt – trotz begrenzter Mittel – das Wohl der Kinder in den Mittelpunkt. Ein wichtiges Signal für alle Familien in Haar. Sonja Britt – Der Artikel erschien im „Haarer“, Ausgabe 2/25 (hier klicken für weitere Ausgaben).